Gretchen 89 ff.
Lutz Hübner
Regie: Ensemble
"Und jetzt stell dir Günters Schwanz vor!"
Wenn es genauso viele Stücke gibt, wie Inszenierungen und Zuschauer, dann kann eine Szene durchaus eine ganze, mögliche Welt bedeuten. Zumindest dann, wenn es Freudianisch geschulten Theatermachern darum geht, dass sich die Gretchen-Darstellerin den Phallus ihres Kollegen Günter Kneist vorstellen soll, um doch verdammt nochmal den Kern der Szene zu erfassen! Andere haben sich von der großen Erzählung des Textes längst gelöst und sind - endlich! - in der Postmoderne angekommen. Dort wird sich eifrig die Frage gestellt, worin denn Bitterkeit und heiße Tränen bei der Dramaturgie der berühmten Kästchen-Szene aus Goethes Faust noch bestehen sollen?
Gerade dann, wenn einem nervige Sittlichksvorstellungen und nach bürgerlichen Maßstäben strukturierte Probenzeiten ständig den kreativen Fluss abwürgen. Grenzüberschreitungen, die weniger als eine Armlänge messen, gehören stillschweigend zum Arrangement, das sich besonders tolerant dünkt. Und das alles im Rahmen nur einer einzigen Szene, ausgestattet mit Stuhl, Tisch und Kästchen prallen nicht weniger als Weltanschauungen, Ideale und Marotten zusammen.
Das TUD Schauspielstudio e. V. inszeniert Lutz Hübners bekanntes "Gretchen 89ff.", das die Absurdität des Theaterbetriebes offenlegt, indem es Perspektiven zeigt und gleichzeitig persifliert. Ein Stück im Stück, das manische Regisseure, exzentrische Diven, verkitschte Opernschaffende und wehrlose Schauspieler aufeinander loslässt - ohne Maulkorb, ohne Dompteur.
Karten-Bestellung unter: karten@tud-schauspielstudio.de
Preis: 10 Euro / 7,50 Euro (ermäßigt)